Baumlose Sättel

Baumlos oder mit Sattelbaum: Was ist der Unterschied zwischen einem baumlosen Sattel und einem Sattel mit Sattelbaum und welche Auswirkungen haben er auf das Reiten und damit aufs Pferd?

Der Sattelbaum ist das am schwierigsten herzustellende und auch am aufwendigsten anzupassende Element des Sattels. Passt er nicht optimal, so bereitet der Sattel dem Pferd große Probleme. Warum daher nicht einfach diesen bösen Sattelbaum weglassen und auf einem baumlosen Sattel reiten? Aber warum reiten wir dann nicht gleich ganz ohne Sattel? Machen wir uns also Gedanken zu baumlosen Sätteln, sollten wir zunächst überlegen, warum es überhaupt Sättel gibt. Anschließend ist es auch viel einfacher, das Sattelbaum-Ranking zu verstehen.

Das Sattelbaum-Ranking

1) ohne Sattel Reiten

2) Baumlose Sättel

3) Sättel mit Lederbaum

4) Flexible Sättelbäume

5) Feste Sattelbäume

Sattelgeschichte in Kurzform

Die ersten Sättel in der Geschichte der Reiterei waren dazu gedacht höher über dem Pferd zu sitzen, damit der Jäger besser mit Pfeil und Bogen schießen konnte. Später kam man, um leichter aufsteigen zu können, auf die Idee Steigbügel zu benutzen. Sogar in der Renaissance war die Sattelkonstruktion auf die Kriegsführung abgestimmt. Die Sättel gaben dem Reiter extrem guten Halt, damit er die Waffen gut einsetzen konnte. Im Barock wurden die Sättel dann erstmals leichter und der noch heute gebräuchliche Barocksattel, ein Hohlsattel mit einem festen Holzbaum entwickelte sich. Es wurde das erste Mal nicht nur zu einem bestimmten Zweck geritten, sondern auch einfach nur der Kunst willen. Im 19. Jahrhundert wurden die Sättel durch die Verwendung der Kavallerie deutlich leichter. Es wurden Sättel gebraucht, die nicht mehr wie in der Renaissance auf kleinem Raum im Getümmel der Schlacht geritten wurden, sondern eine große Anzahl von Soldaten schnell von A nach B transportieren sollte. Es entwickelte sich der Flachsattel, wie wir ihn heute noch im klassischen englischen Vielseitigkeitssattel erkennen.

Es ist also eine Frage der Verwendung

Selbst aus dieser sehr kurzen und groben Skizzierung der Sattelgeschichte können wir erahnen, das zunächst die Verwendung des Sattel die entscheidende Rolle für die Konstruktion von Sätteln gespielt hat. Sehen wir aber, das (leider) auch das Pferd immer wieder in Kriegen von großer Bedeutung war, können wir uns vorstellen, wie wichtig und wertvoll das Pferd für seinen Reiter gewesen ist. Es war seine Lebensversicherung. Kein Wunder, dass sich die Sattler schon immer Gedanken darüber gemacht haben, die Gesundheit des Pferdes zu erhalten.

Die wichtigsten Punkte für das Reitpferd

  • a) Die Wirbelsäule soll frei von Druck sein
  • b) Das Reitergewicht soll optimal verteilt werden
  • c) Das Pferd soll in seiner Bewegung nicht gestört werden

Die wichtigsten Punkte für den Reiter

  • d) Das Sitzen soll bequem sein
  • e) Die Hilfengebung soll leichter fallen
  • f) Das Reiten soll sicherer sein

Es sind also durchaus auch verschiedene Punkte, die für Pferd oder Reiter von Bedeutung sind. Trotzdem, nur wenn beide – Pferd und Reiter – glücklich mit ihrem Sattel sind, können sie zu einer Einheit verschmelzen.

Verbinden wir nun die Punkte die für Reiter und Pferd wichtig sind (die Aufzählung kann natürlich noch erweitert werden) können wir überprüfen, welcher Sattelbaumtyp generell in Frage kommt.

Vereinfachte Bewertung von Sattelbaumtypen

Vereinfachte Bewertung von Sattelbaumtypen

Sicherlich werden die Verfechter von baumlosen Sätteln oder die Freunde des „ohne Sattel Reiten“ mit dieser Tabelle nicht einverstanden sein. Das kann ich auch gut verstehen. Es spielt natürlich auch noch das Einsatzgebiet und die Reitweise mit in die Auswahl des Sattelbaumtyps. Denn es muss ja auch noch Unterschiede zwischen den Sattelbäumen, die von mir die „volle Punktzahl“ bekommen haben geben.

An dieser Stelle eine Entwarnung

Ich bin nicht grundsätzlich gegen das Reiten ohne Sattel oder gegen baumlose Sättel. Wir müssen nur genau überlegen wie intensiv und zu welchem Zweck wir auf diese Art und Weise Reiten können.

Als erstes können wir jetzt das Sattelbaum-Ranking in den Bezug zur Nutzungsdauer setzten. Hier ist es ganz einfach: die Nr. 1 – das ohne Sattel Reiten, sollte nur für einen kurzen Zeitraum erfolgen. Je weiter wir im Ranking ansteigen, desto länger kann die Reitdauer sein.

Wäre es jetzt nicht doch am einfachsten immer mit festen Sattelbäumen zu reiten?

Nein. Es kommt auf den Verwendungszweck an.

Der feste Sattelbaum

Mit ihm können wir eine längere Zeit am Stück reiten. Er eignet sich daher hervorragend zum Wanderreiten. Dabei sollte aber auch beachtet werden, dass je fester der Sattelbaum ist, desto weicher sollte die Kissenpolsterung sein.

Der flexible Sattelbaum

Er eignet sich für kleiner Ausritte oder längere Dressurarbeit mit dem Pferd. Leider werden auch Stahlfederbäume gerne als flexibel verkauft. Der Name täuscht aber. Federstahl federt zwar, aber nicht so stark, dass beim Reiten eine Wirkung spürbar wird.

Der Ledersattelbaum

Er verbindet die Vorteile in punkto Reitgefühl und Pferdefreundlichkeit bei Ritten von einer Dauer bis zu zwei Stunden. Verwendung findet er bei gymnastischer Arbeit in der Reitbahn und kleinen Ausritten.

Der baumlose Sattel

Er kann eine Übergangslösung darstellen. Steht kein passender Sattel zur Verfügung und das Pferd soll außer am Boden auch ab und zu geritten werden, ist ein baumloser Sattel besser als gar keine Abdämpfung fürs Pferd.

Ohne Sattel Reiten

Es ist eine Erfahrung, die jeder Reiter einmal gemacht haben sollte. Ab und zu ist es sicherlich in Ordnung.

Neben dieser groben Gliederung müssen wir bei der Wahl des Sattelbaumtyps natürlich auch den fertig montierten Sattel sehen. So kann unter Umständen auch ein baumloser Sattel, der aus festem Material gebaut wurde und bei dem die Polsterung über der Wirbelsäule ausgesparrt ist, schon dicht an einen flexiblen Sattel kommen.

Aber selbst ein baumloser Sattel muss sowohl Reiter als auch dem Pferd passen. Im Zweifel schaue dir einfach unser großes Sattel-Seminar an. Dort findest du auch extra Videos über die Konstruktionsunterschiede von Sätteln.