Wie oft muss ein Sattel aufgepolstert werden? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir zunächst erklären, welche verschiedenen Möglichkeiten ein Sattler hat, um einen Sattel aufzupolstern.Denn bei dem Begriff aufpolstern verhält es sich ähnlich, wie bei dem Begriff Kammerweite. In der Umgangssprache wird ein Ausdruck benutzt, der verschiedene Handwerksarbeiten beschreibt.
Ein Sattler versteht unter Aufpolstern das auf die vorhandene Polsterung etwas neue Watte (dr)auf(zu)polstert wird. Dabei wird das Sattelkissen vom Oberteil getrennt und mit einem Stab etwas Polstermaterial ins Sattelkissen gebracht. Dabei wird nicht die Unterseite, also die Auflagefläche zum Pferd hin gepolstert, sondern die Kissenseite, die dem Sattelbaum zugewandt ist. Die Polsterung wird dadurch also nicht weicher, sondern es soll nur das zusammengedrückte Polstermaterial wieder auf die Ursprungshöhe gebracht werden. Beim klassischen englischen Reitsattel ist das meist im hinteren Bereich der Fall. Hier ist das Sattelkissen dicker und dadurch sackt das Polstermaterial stärker zusammen. Außerdem werden beim Aufpolstern kleine Unebenheiten im Sattelkissen ausgeglichen.
Ist die Polsterung allerdings durch Schweiß und Druck fest geworden und nicht mehr elastisch genug um das Muskelspiel des Pferderückens auszugleichen, muss sie komplett ausgetauscht werden. Dazu wird das Sattelkissen vollständig entleert und mit neuer Polsterwatte gefüllt. Das neu polstern ist wesentlich aufwendiger und auch schwieriger als das Aufpolstern. Der Sattler tut gut daran erst eine Kissenseite zu erneuern und anschießend die andere. Damit kann er genau überprüfen, dass das Kissen in der gleichen Stärke gefüllt wird.
Mit welchem Material sollte ein Sattelkissen gepolstert werden?
Das Material der Polsterung des Sattelkissens steht im direkten Zusammenhang mit der Bauweise des Sattelbaums. Vereinfacht könnte man sagen: Je fester der Sattelbaum, desto elastischer muss die Polsterung sein. Andersherum kann somit die Polsterung bei einem flexiblen Baum etwas fester sein. Natürlich muss außerdem noch die Beschaffenheit der Oberflächenmuskelatur und des Bindegewebes des Pferdes berücksichtigt werden. Polyesterpolsterwatte ist elastischer als ein Baumwoll – Wollgemisch. Die Festigkeit ist außerdem abhängig von der Dichte der Füllung.
Kann die Polsterung die Passform korrigieren?
Grundsätzlich gilt, dass der Sattelbaum die Passform vorgibt. Das Sattelkissen soll nur das Muskelspiel des Pferdes in der Bewegung abfedern. Trotzdem können feine Nuancen mit dem Sattelkissen ausgegelichen werden. Beträgt die Differenz allerdings mehr 15 Millimeter sollte besser der Sattelbaum verändert werden.
Übrigens: In dem Video-Seminar Sattelkunde zeigen wir auch anhand von Praxisbeispielen bei Sattelanproben, welche Änderungen an den Sätteln vorgenommen werden müssen.
Alle Infos: Seminar Sattelkunde